Auf dem Balkon sollen nicht nur Sie sich wohlfühlen. Auch für Ihre Kinder ist es eine schöne Erfahrung, bei bestem Wetter auf dem Balkon zu sitzen und die Sonne zu genießen. Doch es klingelt an der Tür oder das Essen auf dem Herd droht anzubrennen. Ihre Kinder können Sie doch ruhig für wenige Minuten mal auf dem Balkon allein lassen, ohne dass dies ein Sicherheitsrisiko darstellen würde.
Die Realität sieht allerdings anders aus. Obwohl Balkone nach strengen gesetzlichen Auflagen angefertigt sind, liegen im Sommer einige Meldungen von Kindern vor, die entweder vom Balkon oder aus dem Fenster gestürzt sind.
Um die Minute der Unaufmerksamkeit nicht zu bereuen, sollten Sie den Balkon kindersicher machen. Indem Sie die üblichen Gefahrenquellen beseitigen, wird der Balkon für Ihr Kind wesentlich sicherer und das Absturzrisiko geht gegen null.
Erfahren Sie in diesem Ratgeber, wie Sie den Balkon kindersicher machen und dort sorgenfrei die Zeit verbringen.
Kleinkinder sind besonders gefährdet
Auf Kinder muss in jeglicher Hinsicht im Haushalt Rücksicht genommen werden. Sei es in der Küche oder im eigenen Kinderzimmer. Damit die frühen Entdeckungstouren sicher verlaufen muss die Umgebung zu Ihren Gunsten verändert werden.
Einer besonderen Gefahr sind Kleinkinder in einem Alter bis 3 Jahren ausgesetzt. Diese können zwar selbstständig laufen, doch Risiken oder Höhen abzuschätzen gehört noch nicht zu den erlernten Fähigkeiten. Alles wird erklommen und ohne Angst in Angriff genommen. Da stellt das Balkongeländer eine nette Herausforderung dar und möchte mit aller Kraft bestiegen werden.
Vielen Kleinkindern in diesem Alter fällt es schwer das Gleichgewicht zu halten. Dies liegt an den anatomischen Voraussetzungen, sowie den individuellen motorischen Fähigkeiten. Der Kopf ist relativ groß und besitzt einen hohen Anteil am Körpergewicht. Der Schwerpunkt liegt weit oben und schnell kann es dazu kommen, dass bei einem neugierigen Blick über das Geländer das Kind vom Balkon stürzt.
Laut Aussage des Vereins „Mehr Sicherheit für Kinder e.V.“ sind vor allem Kleinkinder bis zu einem Alter von 5 Jahren gefährdet. Diese verfügen über einen hohen Entdeckungsdrang, können Gefahren kaum einschätzen, besitzen aber durchaus die körperlichen Voraussetzungen, um das Geländer zu erklimmen.
Richten Sie daher den Balkon kindersicher her, damit Ihr Nachwuchs nicht von der Absturzgefahr bedroht ist.
Die gängigsten Gefahrenquellen auf dem Balkon
Sie nutzen den Balkon regelmäßig und verbringen viel Zeit auf diesem. Um die Zeit zu genießen haben Sie ihn entsprechend eingerichtet und neben Pflanzen finden sich auch ein Tisch sowie Stühle und andere Gegenstände dort wider.
Auf welche Faktoren müssen Sie besonders achten, wenn Sie den Balkon kindersicher machen wollen und welche Gefahrenquellen stehen im Mittelpunkt?
Balkongeländer
Die größte Gefahr geht erwartungsgemäß vom Geländer aus. Hinsichtlich der Höhe gibt es strenge Richtlinien, die eingehalten werden müssen. Die Mindesthöhe von 110cm ist ohne Hilfsmittel für Kleinkinder kaum überwindbar.
Anders sieht es jedoch beim Abstand zwischen den Gitterstäben aus. Diese können durchaus so breit sein, dass der Kopf eines Kindes und damit auch der gesamte Körper hindurchpasst. Nicht nur eine Absturzgefahr besteht, sondern es könnte auch vorkommen, dass Körperteile eingeklemmt werden und dadurch Verletzungen entstehen. Dem Balkongeländer sollte die meiste Aufmerksamkeit gewidmet werden, damit der Balkon kindersicher wird.
Balkontür
Auf dem Balkon besteht nicht nur die Gefahr des Absturzes. Auch das Einquetschen von Gliedmaßen oder ein unsachgemäßer Umgang mit der Tür können Schäden hinterlassen. Oftmals besteht die Balkontür aus einer großen Glasfläche. Schlagen Kinder diese zu stark zu oder stoßen dagegen, könnte diese zu Bruch gehen. Bei Schiebetüren besteht das Risiko, dass Finger eingeklemmt werden.
Balkonboden
Belassen Sie den natürlichen Balkonboden und verzichten Sie auf einen Kunstrasen auf dem Balkon, müssen Sie auf die Beschaffenheit des Bodens achten. Gerade bei älteren Balkonen ist beim Boden eine starke Abnutzung erkennbar. Er ist den üblichen Witterungen ausgesetzt und könnte brüchig werden. Dies beeinflusst zwar selten die Statik, aber trübt den optischen Eindruck und feine Risse können zu einer Stolperfalle werden. Ebenso müssen Sie beachten, wie rutschfest der Boden bei Regen ist. Gibt der Bodenbelag beim kleinsten Regen schon keinen ausreichenden Halt mehr, sind Stürze erwartbar.
Möbel
Wie haben Sie Ihren Balkon gestaltet, um sich dort wohlzufühlen und gerne die Zeit zu verbringen? Stühle und ein Tisch gehören auf einem ausreichend großen Balkon zur Standardausstattung. Mit diesen können Sie die warmen Sommernächte genießen und die Zeit nutzen.
Möbelstücke auf dem Balkon stellen eine gute Kletterhilfe für Ihr Kind dar. Selbst wenn Sie die Einrichtungsgegenstände vom Geländer entfernt aufstellen, könnte Ihr Nachwuchs auf die Idee kommen, die Möbel zu verschieben und auf diese Weise das Balkongeländer erklommen werden.
Pflanzen, Gefäße & Blumenkästen
Bei Pflanzen sollten Sie darauf achten, dass Sie nur Arten auf Ihrem Balkon aufziehen, die nicht giftig sind. Für Kinder ist es völlig natürlich, dass Sie Blätter und andere Gegenstände in den Mund nehmen. Um Vergiftungen zu vermeiden, gehören diese Pflanzen nicht auf den Balkon.
Grundsätzlich ist es wichtig, dass alle Gegenstände auf dem Balkon sicher stehen und nicht hinabstürzen können. Dies gilt auch für Gefäße und die Blumenkästen auf dem Balkon. Mit einer Blumenkastenhalterung sorgen Sie für Sicherheit. Die Gefäße sollten eine Form aufweisen, mit der Sie nicht durch die Gitterstäbe passen und vom Balkon stürzen können.
Maßnahmen, um den Balkon kindersicher zu gestalten
Sie haben nun die Hauptbereiche kennengelernt, auf die Rücksicht nehmen müssen, um den Balkon kindersicher zu gestalten. Welche konkrete Maßnahmen bieten sich an, um die Sicherheit zu gewährleisten?
Balkongeländer absichern
Im Fokus sollte das Geländer stehen. Hier gibt es verschiedene Ausführungsmöglichkeiten, die sowohl aus Designaspekten als auch hinsichtlich der Sicherheit gewählt werden. Zu verzichten ist auf ein Geländer, welches über Querstreben verfügt. Solche horizontal verlaufenden Gurtgeländer wirken wie eine Leiter und laden förmlich zum Klettern ein.
Daher sollte ein Geländer gewählt werden, welches über einen möglichst geringen Abstand zwischen den Stäben verfügt. Insbesondere bei Altbauten könnten ältere Vorgaben noch Bestand haben, sodass die heutigen Richtlinien nicht angewandt wurden. Dementsprechend weiter sind möglicherweise die Gitterstäbe auseinander gesetzt.
Eine Möglichkeit die Sturzgefahr zu bannen besteht in dem Anbau von Plexiglas-Platten. Diese werden am Geländer fest montiert und verhindern, dass neugierige Kinder den Kopf zwischen die Stäbe stecken und hinunterstürzen. Die Plexiglas-Platten bauen Sie am besten von Innen an das Geländer und je nach Ausführung ist selbst das Bohren von Löchern nicht notwendig.
Netz anbringen
Besitzen Sie eine Katze, könnte diese ebenfalls die Aussicht vom Balkon genießen. Geht die Katze ihren natürlichen Instinkten nach, könnte es passieren, dass sie einem Vogel hinterherspringt und die Höhe gar nicht wahrnimmt. Daher gilt der Grundsatz, dass ein katzensicherer Balkon bereitgestellt werden muss, damit sich das Tier dort in keine Gefahr begibt.
Auch für Kinder könnte das Netz eine gewisse Sicherheit vermitteln. Hierfür gibt es spezielle Sicherheitsnetze, die besser auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmt sind. Sie sind stabiler und verhindern, dass Kinder zwischen die Stäbe rutschen oder das Geländer überwinden.
Möbel befestigen
Möbelstücke auf dem Balkon stellen Sie am besten in sicherer Entfernung zum Geländer auf. Der Tisch sollte sich nicht direkt am Geländer befinden und auch die Stühle stehen lieber an der Hausfassade.
Damit Kinder keine Möglichkeit haben die Möbel zu verschieben, befestigen Sie diese mit einer Kette oder einer Bohrung am Boden oder der Wand. Dies mag zwar mit einem höheren Aufwand einhergehen, doch stellen Sie so sicher, dass die Möbelstücke nicht zu einer Gefahr werden. Kinder sind ziemlich kreativ wenn es um das Erklimmen von Begrenzungen geht und die unscheinbarsten Möbel werden hierzu verwendet.
Balkongeländer erhöhen
Der geltende Standard von 110cm ist für Erwachsene ausreichend, um nicht fahrlässig vom Balkon zu stürzen. Bei Kindern besteht jedoch die Gefahr, dass diese bewusst das Geländer erklimmen und sich dem Risiko des Falls aussetzen. Als zusätzliche Hürde bietet es sich an das Geländer höher zu gestalten. Empfohlen wird eine Mindesthöhe von 150cm. Damit wird es für Kinder umso schwieriger das Geländer zu überwinden.
Neben der Höhe ist auch zu beachten, dass unter dem Geländer kein Freiraum vorhanden sein darf. Kinder werden dort zwar nicht hindurchpassen, doch Spielzeug könnte hinunterfallen und Hände eingequetscht werden. Achten Sie darauf, dass keinerlei Lücken vorhanden sind, sodass weder Sturz noch Einklemmen möglich sind.
Pflanzen sicher platzieren
Pflanzen gehören für einen gemütlichen Eindruck auf dem Balkon einfach dazu. Informieren Sie sich auf jeden Fall, ob die gewünschte Pflanzenart für Kinder unbedenklich ist. Ebenso sollten keine Stacheln vorhanden sein, die bei einer unüberlegten Bewegung zu Verletzungen führen.
Pflanzengefäße sollten Sie auf dem Balkon nur sehr spärlich einsetzen. Gut gesicherte Blumenkästen am Geländer reichen aus, um eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Vasen oder Kübel sollten Sie sichern und so verhindern, dass diese vom Balkon stürzen und eine Gefahr für Passanten darstellen.
Der kindersichere Balkon
Sich auf dem Balkon aufzuhalten, wird von vielen Kindern als interessante Erfahrung gesehen. Sie entfliehen der Enge der Wohnung und erhalten eine nette Abwechslung.
Damit Kinder sich auf dem Balkon ungestört aufhalten können und nicht Ihre Daueraufmerksamkeit erfordern, sollten Sie diesen kindersicher umbauen. Achten Sie auf ein ausreichend hohes Geländer und bringen Sie Netze oder ein Plexiglas an, sodass die Zwischenräume nicht zu einer Gefahr werden.
Mit den hier vorgestellten Maßnahmen ist der kindersichere Balkon ein nützlicher Ort, um die Entwicklung Ihres Kindes zu fördern und neue Eindrücke zu vermitteln. In einer sicheren Umgebung genießen Sie die Zeit mit Ihrem Kind und müssen sich keine Sorgen machen, dass wenige Minuten der Abwesenheit in einem Desaster enden.